Virtuelles Projekttreffen: spannende Zwischenergebnisse, fachlicher Austausch und erste Transfererfahrungen : Datum:

Beim zweiten Projekttreffen am 28. Oktober 2020 stellten die sechs Projekte ihren aktuellen Arbeitsstand vor. Das Treffen bot allen Teilnehmenden Gelegenheiten, um Ideen und Impulse auszutauschen und Erfahrungen zu diskutieren.

Barbara Schürger, Projektleiterin der Forschungs- und Transferinitiative ASCOT+
Barbara Schürger leitet ASCOT+ im BIBB. © BIBB

Barbara Schürger, Leiterin der Forschungs- und Transferinitiative ASCOT+ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), begrüßte alle 42 Projektbeteiligten sowie die Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zum zweiten Projekttreffen von ASCOT+. Aufgrund der Pandemielage fand die Veranstaltung virtuell als Videokonferenz statt. Ziel war es, über den aktuellen Arbeitsstand der Projekte zu informieren und den Austausch von Ideen und Impulsen zu unterstützen.

Elke Albrecht, Referentin im Referat 312 - „Ordnung der beruflichen Bildung; BIBB“ des BMBF betonte in ihrem Grußwort, dass Digitalisierung kein Selbstläufer sei, sondern unterschiedlicher Unterstützungsimpulse bedürfe. Das BMBF setzt dabei auf verschiedene Instrumente. So werden bereits in allen dualen Ausbildungsberufen digitale Kompetenzen vermittelt und Berufe neugestaltet. Die Auszubildenden müssten in ihrer Ausbildung im Umgang mit den neuen Medien und neuen Technologien der Wirtschaft fit gemacht werden. Ein wesentlicher Schlüssel für den Einsatz digitaler Medien in der Ausbildung sei das Bildungspersonal. Deshalb unterstützt das BMBF Qualifizierungsangebote für Ausbilderinnen und Ausbilder, Prüfende und Lehrkräfte in Berufsschulen, damit diese gewinnbringend digitale Kompetenzen vermitteln können.

Blitzlichtrunde der Projekte: Bilanz 2020

In der Blitzlichtrunde berichteten die sechs Projekte von ihren Aktivitäten und Herausforderungen seit dem letzten Projekttreffen im November 2019. Im Fokus standen dabei die ersten Projektergebnisse, die aktuelle Pandemiesituation und die anstehenden Transferaktivitäten.

ASPE – Digitale Workbench für kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben und Abschlussprüfungen

Das Projekt ASPE entwickelt eine „digitale Workbench“, also ein Online-Tool, mit dem das Prüfungspersonal kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben und Abschlussprüfungen für kaufmännische Berufe erstellen kann. Das Verbundprojekt ist an der Universität Duisburg-Essen bei Prof. Dr. Esther Winther und an der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken bei Dr. Wolfgang Vogel angesiedelt.

Die Entwicklung der digitalen Workbench erfolgt im engen Austausch mit den potenziellen Nutzerinnen und Nutzern, den Prüfungserstellerinnen und -erstellern im Ehrenamt und der AkA. Erste Entwürfe der ASPE-Oberfläche liegen bereits vor. Die Workbench bietet einen Referenz-Aufgabenpool, Aufgabenbeschreibungen und -kategorisierungen sowie Lerneinheiten für Anwenderinnen und Anwender. Aktuell werden im Projekt über 500 Aufgaben aus Abschlussprüfungen für Industriekaufleute und Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen nach ihren schwierigkeitsbestimmenden Merkmalen kodiert. In die Plattform eingebundene Micro-Learning-Einheiten dienen dem Zweck, den Nutzerinnen und Nutzern wissenschaftliches Hintergrundwissen zu vermitteln. Der Transfer wurde über die AkA als Verbundpartnerin bereits von Beginn an mitgedacht, sodass die Konzepte und Tools zielgruppen- und bedarfsorientiert entwickelt wurden. Im nächsten Schritt findet eine Veranstaltung mit den Nutzerinnen und Nutzern statt, bei der die Micro-Learning-Einheiten vorgestellt werden.

Blitzlicht-Vortrag ASPE (PDF, 400KB, Datei ist nicht barrierefrei)

DigiDIn-Kfz – Digitale Diagnostik und Intervention im Kfz-Wesen

Das Projekt entwickelt digitale Trainings für Diagnosekompetenzen im Beruf Kfz-Mechatroniker/-in und passt vorhandene Tests an die Bedürfnisse der Prüfungspraxis an. Das Verbundvorhaben ist an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg bei Prof. Dr. Tobias Gschwendtner, an der Technischen Universität Dresden bei Prof. Dr. Stephan Abele und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bei Dr. Inga Glogger-Frey angesiedelt.

Bisher wurde der videobasierte Test für die Reparaturkompetenz von Kfz-Mechatroniker/-innen aus der Vorgängerinitiative ASCOT für die Nutzung in Prüfungen optimiert und gemeinsam mit der bestehenden Kfz-Computersimulation an die Bedürfnisse der Prüfungspraxis angepasst. Hierzu wurden sechs videobasierte Szenarien zu Kfz‐Reparaturfällen (Abgas‐, Brems‐ und Beleuchtungsanlagen, Fahrwerk, Motorsteuerung und Bereifung) angepasst und optimiert. Für die Trainingsentwicklung wurden zunächst Barrieren bei Auszubildenden in der Kfz-Fehleranalyse mittels Think-Aloud-Untersuchungen identifiziert. Zudem wird ein Ansatz entwickelt, mit dem die gemeinschaftliche Kfz-Fehlerdiagnose erfasst und gefördert werden kann. Durch den eingerichteten Projektbeirat sichert der Projektverbund den kontinuierlichen Austausch mit Wirtschaftsverbänden, Kammern, Berufsschulen und Betrieben.

Blitzlicht-Vortrag DigiDIn-Kfz (Teilprojekt Ludwigsburg) (PDF, 796KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Blitzlicht-Vortrag DigiDIn-Kfz (Teilprojekte Dresden und Freiburg) (PDF, 911KB, Datei ist nicht barrierefrei)

EKGe – Erweiterte Kompetenzmessung im Gesundheitsbereich

Das Projekt entwickelt für Pflegeberufe Messinstrumente für die interprofessionelle Kooperationskompetenz und die Bewältigungskompetenz psychischer Belastungen sowie ein digitales Training für die Bewältigungskompetenz. Das Verbundprojekt ist an der Technischen Universität München bei Prof. Dr. Eveline Wittmann, an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bei Prof. Dr. Ulrike Weyland und an der Georg-August-Universität Göttingen bei Prof. Dr. Julia Warwas angesiedelt.

Die Projektbeteiligten berichteten über die erstellten Videos für die beiden Testinstrumente zur Erfassung der interprofessionellen Kooperationskompetenz sowie der Bewältigungskompetenz. Auch der Fragebogen zur Erfassung der Ausbildungsqualität in der Pflegeausbildung ist erstellt. Ein erstes Konzept für das Training wurde entwickelt. Erste Validierungen durch medizinische Expertinnen und Experten liegen vor, sollen aber fortgeführt werden. Als nächster Schritt steht die Pilotierung der entwickelten Testinstrumente sowie des Fragebogens bei Pflegeauszubildenden an.

Blitzlicht-Vortrag EKGe (PDF, 732KB, Datei ist nicht barrierefrei)

PSA-Sim – Problem Solving Analytics in Office Simulations

Das Projekt PSA-Sim hat das Ziel, eine Test- und Trainingssoftware zur Förderung der Problemlösekompetenz von kaufmännischen Auszubildenden mit Echtzeit-Analytik zur optimalen Förderung und (teil-)automatisierten Auswertungsverfahren zu entwickeln und zu testen. Das Verbundprojekt ist an der Universität Mannheim bei Prof. Dr. Andreas Rausch, Prof. Dr. Jürgen Seifried, Prof. Dr. Viola Deutscher und an der Universität Duisburg-Essen bei Prof. Dr. Esther Winther angesiedelt.

Der erste Prototyp auf der Software-Plattform LUCA wurde erstellt. Es wurden acht Szenarien aus curricularen Kernbereichen (Kundenkommunikation, Eventplanung, Personalauswahl, Lagerbestandsanalyse, Zahlungsverzugsanalyse, Lieferantenauswahl, Produkteinführung und Abweichungsanalyse) mit insgesamt 210 Minuten Bearbeitungszeit entwickelt. Es ist vorgesehen, dass Berufsbildungspraktikerinnen und -praktiker mit einem Editor selbst neue Szenarien erstellen und einpflegen können. In einem nächsten Schritt sollen sowohl die konstruierten Szenarien als auch die Nutzerfreundlichkeit der Software durch Praxispartnerinnen und -partner validiert werden. Zudem wird eine Webseite „Luca-office.com“ erstellt. In regionalen Workshops mit Praxispartnerinnen und -partnern sollen zukünftig Anwenderinnen und Anwender darin geschult werden, mit der kostenfrei nutzbaren Bürosimulation zu arbeiten. Darüber hinaus wird in Publikationen, Vorträgen und Beratungen informiert. Handreichungen für Lehrkräfte und Ausbildungspersonal werden erarbeitet. Die längsschnittlichen Datenerhebungen sind erst 2021 möglich.

Blitzlicht-Vortrag PSA-Sim (PDF, 854KB, Datei ist nicht barrierefrei)

TechKom – Technologiebasierte Kompetenzmessung und -förderung in der elektrotechnischen und metalltechnischen Erstausbildung

Das Projekt TechKom entwickelt für technische Ausbildungsberufe (zum/zur Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik und Mechatroniker/-innen) digitale Trainingseinheiten für die Förderung analytischer und konstruktiver Problemlösekompetenzen und modifiziert gezielt bestehende Prüfungsaufgaben. Projektleiter ist Prof. Dr. Felix Walker von der Technischen Universität Kaiserslautern.

Für die Lernplattform zur Teilstudie 1 (Förderung der konstruktiven Problemlösefähigkeit) existieren sowohl eine Softwarelösung für die handhabbare Administration als auch fortgeschrittene Entwicklungsarbeiten für die inhaltliche Gestaltung. Sechs Problemstellungen wurden erstellt und an Expertinnen und Experten aus der Praxis weitergegeben und werden derzeit evaluiert. Für die Teilstudie 2 (Förderung der analytischen Problemlösefähigkeit) konnten insgesamt 24 Hard- und Software-Fehler und 100 Einzelvideos erstellt werden. Für Teilstudie 3 (Untersuchung von Prüfungsaufgaben) liegen erste Aufgabenanalysen und -modifikationen von Prüfungsaufgabensets vor.

Blitzlicht-Vortrag TechKom (PDF, 528KB, Datei ist nicht barrierefrei)

TeKoP – Technologiebasiertes kompetenzorientiertes Prüfen

Das Projekt TeKop entwickelt ein Training für Prüfungspersonal und Lehrkräfte zur Entwicklung problemhaltiger technologiebasierter Prüfungsaufgaben für kaufmännische Berufe. Das Verbundprojekt ist an der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei Prof. Dr. Eveline Wuttke und an der Georg-August-Universität Göttingen bei Prof. Dr. Susan Seeber und Prof. Dr. Matthias Schumann angesiedelt.

Im Rahmen der Vorarbeiten zur Entwicklung des Trainings wurden alte Prüfungsaufgaben aus Zwischen- und Abschlussprüfungen für Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement auf ihre Problemhaltigkeit untersucht. Das Thema Problemhaltigkeit werde von Prüfungsaufgaben selten in den Blick genommen. Daher sollen in dem Training gezielt Module zur Entwicklung problemhaltiger, technologiebasierter Prüfungsaufgaben entwickelt werden. Die technische Umsetzung auf der webbasierten E-Learning-Plattform ILIAS ermöglicht verschiedenen Gruppen gleichzeitig den Zugriff über den Webbrowser. Die Schulung der Prüfenden und Lehrpersonen sollte ursprünglich im Blended-Learning-Format angeboten werden; aufgrund der Corona-Situation liegt der Schwerpunkt derzeit aber auf der kompletten E-Learning-Variante. Im Winter 2020 soll ein erster Trainingsdurchlauf erfolgen, weitere sind für 2021 geplant.

Blitzlicht-Vortrag TeKoP (PDF, 330KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Projekte halten an Zielen fest

Stefanie Velten, wissenschaftliche Mitarbeiterin am BIBB
Stefanie Velten begleitet die Forschungs- und Transferinitiative wissenschaftlich. © BIBB

Stefanie Velten, wissenschaftliche Mitarbeiterin des BIBB und wissenschaftliche Begleitung der Forschungs- und Transferinitiative ASCOT+, eröffnete anschließend die Diskussionsrunde. Sie hob den flexiblen Umgang und das große Engagement der Projektnehmerinnen und -nehmer in der Pandemiesituation hervor. Trotz verschiedener Einschränkungen bei Datenerhebungen und Praxiskontakten haben alle Projekte an ihren Zielen festgehalten und verstärkt digitale Medien genutzt. Verzögerungen sind dennoch unvermeidbar.

Die Diskussion im Plenum machte deutlich, dass insbesondere rechtliche Fragen wie zu den Themen Datenschutz, Widerspruchsrechte bei nicht-anonymen Befragungen, Nutzungsrechte etc. weiterer Klärung bedürfen. Das BIBB eruiert hier Austauschmöglichkeiten.   

Austausch der Projekte in drei Workshops

Anschließend tauschten sich die Projektbeteiligten in Arbeitsgruppen zu verschiedenen inhaltlichen Themen aus. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden jeweils in einer Übersicht visualisiert und in einer anschließenden Plenumsrunde diskutiert:

Workshop I: Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei ASPE und TeKoP

In der ersten Gruppe wurden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Verbundprojekte ASPE und TeKoP anhand der Zielsetzungen, des theoretischen Hintergrundes, der Instrumente und Tools für die Zielgruppen und deren Einbindung in die Praxis sowie Transfers gegenübergestellt und diskutiert.

Workshop II: Lösungsbeispiele in Trainings

Im zweiten Workshop tauschten sich die Projektbeteiligten von TechKom, DigiDIN-Kfz und PSA-Sim über eine grundsätzliche Definition und zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Lösungsbeispielen bzw. -hinweisen aus, die sie in ihren Trainings einsetzen. Die Projekte gewannen Einblicke zur didaktischen Umsetzung und technischen Ausgestaltung, entwickelten gemeinsam weitere Ideen und entdeckten zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten.

Workshop III: Kooperation und Kollaboration

In der dritten Arbeitsgruppe wurden die Ansätze der beiden Projekte EKGe und DigiDIN-Kfz zur Messung von Kollaboration und Kooperation diskutiert. Gemeinsamkeiten und Unterschiede – beispielsweise zur theoretischen Fundierung, zur Messung sowie zur Messintention – wurden herausgearbeitet. 

Transfererfahrungen und Zusammenarbeit mit Praxispartnerinnen und -partnern

Danach ging es in einer Plenumsdiskussion um einen Austausch der Erfahrungen bei den ersten Transferaktivitäten. Dabei zeigten sich die folgenden Erkenntnisse:

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweiten ASCOT+-Projekttreffens
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweiten ASCOT+-Projekttreffens © BIBB
  • Insgesamt berichten die Projektbeteiligten über Wertschätzung und ein großes Interesse aus der Praxis. Schwierigkeiten zeigen sich beispielsweise im Bereich der Kommunikation. In der Folge müssen Begriffsdefinitionen mit den beteiligten Partnerinnen und Partnern aus Wissenschaft und Praxis geklärt werden. Dabei sind Offenheit und aktives Zuhören von beiden Seiten erforderlich.
  • Wichtig ist es, die verschiedenen Zielgruppen und deren Bedarfe in den Blick zu nehmen. Auszubildenden können so durch digitale Trainings zusätzliche Übungsmöglichkeiten eröffnet werden. Teilweise ist jedoch unklar, welche Bedarfe genau bestehen und wie spezifische berufliche Kompetenzen derzeit in Berufsschulen und Betrieben gefördert werden.
  • Ein kontinuierlicher Austausch mit den Praxispartnerinnen und -partnern, etwa durch Workshops und Projektbeiräte, ist von Bedeutung. Diese können Multiplikatorenfunktionen übernehmen.
  • Die Beteiligung von Wissenschaft und Praxis am Entwicklungsprozess ist unerlässlich.

Ausblick

Barbara Schürger blickte ins kommende Jahr und kündigte die Zwischentagung für das Programm ASCOT+ in der zweiten Jahreshälfte 2021 an. Dort haben die Projekte Gelegenheit, im Rahmen einer Präsentation ihre Zwischenergebnisse und -produkte der (Fach-)Öffentlichkeit zu präsentieren.