Reparaturkompetenz von Kfz-Mechatroniker/innen per Videovignetten-Test messen : Datum:

Inwieweit kann ein computerbasierter Test, der Videosequenzen nutzt, berufsspezifische Reparaturkompetenzen von Auszubildenden der Kfz-Mechatronik messen? Zwei Validierungsstudien sollen diese Frage klären. Die Datenerhebungen dazu konnten im November 2021 erfolgreich abgeschlossen werden.

Um die Reparaturkompetenz von Kfz-Mechatroniker/innen zu messen, hat das Projekt DigiDIn-Kfz einen computerbasierten Test entwickelt. Dieser basiert auf Videovignetten, also Fallbeispielen oder Szenarien, die filmisch dargestellt werden.

Blick in die Werkstatt während der Validierungsstudie des Videovignettentest an der FH Ludwigsburg
Die Erhebung zur Valdierungstudie fand zum Teil in den Räumlichkeiten der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart statt.

Konkret bilden die Vignetten fünf vollständige Reparaturen ab (Bremse, Lenkung, Motorsteuerung, Beleuchtung und Abgasanlage), die teilweise bewusst unfachmännisch ausgeführt werden. Die Videos zeigen einen Kfz-Mechatroniker (Schauspieler) bei allen Einzelheiten seiner Reparaturarbeiten an realen Fahrzeugen in einer Kfz-Werkstatt. Während des Tests werden die Videosequenzen sukzessive an bestimmten Stellen vom Computer durch Fragen unterbrochen. Diese fordern die Auszubildenden zum Beispiel dazu auf, die im Video beobachteten Handlungen zu bewerten. Weitere Möglichkeiten sind, dass die Auszubildenden – ausgehend von der unterbrochenen Handlung – eigene Handlungspläne entwickeln oder aus Handlungsplänen, die videografisch als Antwortoptionen angeboten werden, die richtige Option auswählen sollen.

Um zu überprüfen, inwieweit der Test zur Kompetenzmessung geeignet ist, wurden zwei aufeinander aufbauende Studien durchgeführt.

Vignettentest soll 2022 in der praktischen Gesellenprüfung eingesetzt werden

Beide Validierungsstudien gehen jeweils spezifisch diesen Fragen nach: Inwieweit können die Ergebnisse des Vignettentests als für das Kfz-Handwerk berufsspezifische Reparaturkompetenzen interpretiert werden? Und welche Erkenntnisse lassen sich daraus für einen späteren Einsatz des Instruments in der praktischen Gesellenprüfung ableiten? Ein solcher Einsatz ist in Kooperation mit der Kfz-Innung Region Stuttgart für Februar 2022 in Planung.

Studie 1: Sind die gemessenen Kompetenzen berufstypisch?

In der ersten Studie untersuchte das Projektteam von DigiDIn-Kfz zunächst, wie berufsspezifisch das Testinstrument ist. Dabei ging das Team der Frage nach, ob es Reparatursituationen, Teilhandlungen oder Fragen in dem Testinstrument gibt, die ähnlich erfolgreich auch von Auszubildenden eines anderen technischen Ausbildungsberufs lösbar sind. Dazu wurde der Videotest insgesamt 128 Auszubildenden der Kfz-Mechatronik und 60 Elektroniker/innen, jeweils am Ende des dritten Ausbildungsjahres, vergleichend zur Bearbeitung vorgelegt. Die Untersuchung fand an kooperierenden Berufsschulen statt. Erste Analysen zeigen, dass das Testinstrument tatsächlich weitgehend – wie erwartet – eine berufstypische Fähigkeit zu messen scheint. Für fachfremde Auszubildende, bei denen Kfz-spezifische Kompetenzen nicht zu erwarten sind, sind die Aufgaben deutlich schwerer zu lösen als für Auszubildende des Kfz-Handwerks.

Studie 2: Leistungen in Videotest und Realität im Vergleich

In der zweiten, performanz-orientierten Validierungsstudie geht das Projektteam anschließend der Frage nach, inwieweit Kfz-Mechatroniker/innen, die sich im Vignettentest bei der Wahrnehmung der gezeigten Reparaturhandlungen kompetent erwiesen haben, auch beim tatsächlichen, eigenständig ausgeführten Reparieren realer Fahrzeuge kompetent agieren. Hierzu wird beobachtet, in welchem Ausmaß die Testleistungen in dem Vignettentest mit den Reparaturleistungen der Auszubildenden an entsprechend präparierten Fahrzeugen oder Fahrzeugsystemen korrespondieren.

Erhebung in der Bildungsakademie der Handwerkskammer

Die Erhebung zur Studie 2 fand in den Räumlichkeiten der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart statt (siehe Bild). Die realen Reparaturen wurden von den Mitarbeitern des Projekts sowie erfahrenen und spezifisch für die Studie geschulten Prüfern des Prüfungswesens leitfadengestützt beobachtet. Insgesamt nahmen 91 Auszubildende des 3. Lehrjahres der Kfz-Mechatronik an dieser Studie teil. Die Datenerhebung wurde am 12. November 2021 erfolgreich abgeschlossen und die Ergebnisse werden nun eingehend analysiert.

Das Projekt DigiDIn-Kfz dankt seinen Kooperationspartnern für die tolle Unterstützung der Studien, konkret der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart (Ansprechpartner: Stefan Müllerschön), der Wilhelm-Maybach-Schule Stuttgart (Ansprechpartner: StD David Renz), der Carl-Schaefer-Schule Ludwigsburg (Ansprechpartner: StD Wolfram Rupp) und der Wilhelm-Maybach-Schule Heilbronn (Ansprechpartner: StD Josef Moser)