Digitale Lernangebote für Lehrende, Ausbildende und Prüfende

Digitalisierung hat einen Mehrwert für den Lehr- und Prüfungsprozess - darin waren sich die Teilnehmenden des Fachforums einig. Ein weiterer Konsens in der Austauschrunde: Um digitale Lernangebote erfolgreich zu implementieren, muss man kontinuierlich die Nähe zur Zielgruppe suchen. Denn die Nutzung setzt neben der IT-Ausstattung auch digitale Kompetenzen voraus.

Portät von Barbara Schürger und Prof. Eveline Wuttke
Barbara Schürger (BIBB) und Prof. Eveline Wuttke (Projekt TeKoP) © BIBB

Welche Vorteile haben digitale Lernangebote, die für Lehrende, Ausbildende und Prüfende entwickelt werden? Moderatorin Barbara Schürger vom BIBB gab einen Überblick: Digitale Lernangebote bieten Wissen „on demand“, außerdem lassen sich Kosten, Stress und Zeit sparen, indem Reisen entfallen - und nicht zuletzt stehen Lernumgebungen zur Verfügung, die authentisch gestaltbar sind.

Erfolgreiche Nutzung digitaler Tools setzt strukturelle Veränderungen voraus

Wie stehen Lehr- und Ausbildungskräfte sowie Prüfende zu digitalen Tools? Vor der aktiven Nutzung steht zunächst einmal die Implementierung solcher Lernangebote. Und diese sei zunächst eine Herausforderung, so Pankraz Männlein vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung. Wenn Lehrkräfte an Berufsschulen etwa bei der Entwicklung von Prüfungsaufgaben digitale Tools nutzen sollen, müssen sie über die geeignete IT-Ausstattung verfügen. Prüfungsinhalte, die über digitale Tools erstellt werden, müssen zwischen den hierfür Verantwortlichen abgestimmt sein. Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung der Medien sind vor allem die digitalen Kompetenzen der Zielgruppe. Eine Umstellung Richtung Digitalisierung kostet Zeit und Geld. Grund genug, um die Lehrkräfte hierbei mitzunehmen und dadurch zu motivieren, dass der Nutzen für sie besser herausgestellt werde, betonte Männlein.

Trainingsangebot für Lehrkräfte zur digitalen Prüfungsaufgabenerstellung

Prof. Eveline Wuttke vom ASCOT+-Projekt TeKoP gab Männlein Recht: In den Ausbildungen der Lehrkräfte war und ist Digitalisierung nicht immer verankert. Eine Lösung im Zusammenhang mit der Prüfungsaufgabenerstellung bietet das TeKoP-Projekt in Form von Trainingsprogrammen: Diese zeigen, wie kompetenz- und problemorientierte Prüfungsaufgaben computerbasiert erstellt werden können. Das Programm enthält verschiedene Module: das Training selbst - sogenannte Learning Nuggets zwecks Vertiefung und Reflexion von Wissen - sowie eine Aufgabendatenbank mit Best-Practice-Beispielen.

Kleine Lerneinheiten: Learning Nuggets und Microlearnings

Referent steht am Podium
Dr. Roland Wern von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) und Sebastian Schlünkes vom ASCOT+-Projekt ASPE © BIBB

Wie wichtig diese Learning Nuggets oder auch Microlearnings für die erfolgreiche Prüfungsaufgabenerstellung sind, machten Dr. Roland Wern von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) und Sebastian Schlünkes vom ASCOT+-Projekt ASPE deutlich. AkA und ASPE arbeiten in einer Partnerschaft: Auf der einen Seite stehen etwa Lehrkräfte, die ehrenamtlich Prüfungsaufgaben erstellen, auf der anderen Seite die hauptamtlichen Mitarbeitenden der AkA.

Gerade für Lehr- und Ausbildungskräfte, die zum ersten Mal Aufgaben erstellen, sind die Microlearnings absolut notwendig, machte Wern deutlich. Schlünkes führte eine solche Mini-Lerneinheit vor: Ein Thema sind etwa schwierigkeitsbestimmende Merkmale in Prüfungsaufgaben. Die Lerneinheiten sind multimedial konzipiert und gewähren den Lernenden viel Autonomie in der Entscheidung, wie viele Inhalte sie sich zuführen möchten. Das komme in der Praxis gut an, die diese kleinen Lernangebote unterschiedlich umfangreich nutze, so Schlünkes.

Digitale Tools bieten gute Möglichkeiten, sind aber kein Allheilmittel

Im Plenum wurden anschließend viele Themen diskutiert, die bei der Entwicklung solcher Angebote weitergedacht werden sollten:

  • Das Finden einer Sprache, die alle Teilnehmenden verstehen können.
  • Ein Medienangebot, das visuell und auditiv anspricht.
  • Die Skalierung der Schwierigkeitsgrade in der Prüfungserstellung.
  • Die Standardisierung, die einerseits viele Vorteile bringt und andererseits potenziell die Kreativität im Prüfungserstellungsprozess hindert.

Eine Frage wurde auch in diesem Forum erneut in den Raum gestellt: Inwieweit kann es gelingen, in der aktuellen Generation der Prüfungserstellenden alle digital mitzunehmen? Alle Teilnehmenden teilten die Erkenntnis: Es ist gut, solche digitalen Tools gezielt nutzen zu können, aber sie sind kein Allheilmittel, wenn es etwa darum geht, zukünftige Generationen etwa zum ehrenamtlichen Aufgabenerstellen zu motivieren.

Fachforum 6: Digitale Lernangebote für Lehrende, Ausbildende und Prüfende

Moderation: Barbara Schürger und Sabina Fernandes Olah, BIBB

Referent/innen:

ASPE, Sebastian Schlünkes
TeKoP, Prof. Dr. Eveline Wuttke
Praxispartner Pankraz Männlein vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB)
Praxispartner Dr. Roland Wern, AkA