ASCOT+-Projekte treffen sich: Erste Prototypen werden vorgestellt : Datum:

Am 20. September 2021 trafen sich alle sechs ASCOT+-Projektteams virtuell und stellten ihre Ergebnisse vor. Sie diskutierten Ideen, wie die entwickelten digitalen Instrumente für die Kompetenzmessung und -förderung bei der für März 2022 geplanten ASCOT+-Zwischentagung präsentiert werden könnten.

„Ich freue mich darauf, den aktuellen Stand Ihrer Projekte kennenzulernen“, begrüßte Barbara Schürger, Leiterin der Forschungs- und Transferinitiative ASCOT+ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die fast 50 Teilnehmenden des 3. ASCOT+-Projekttreffens. Neben den Projektteams, die in großer Besetzung erschienen, nahmen Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) an dem virtuellen Treffen teil. Schürger stellte als Schwerpunktthema die Vorbereitung der Zwischentagung vor, die im März 2022 in Präsenz stattfinden soll. Sie hoffe auf einen intensiven Austausch von Ideen und Impulsen untereinander und miteinander, um zu guten Ergebnissen für den Transfer der Projektergebnisse zu gelangen.

Screenshot der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 3. Projekttreffen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 3. ASCOT+-Projekttreffens

ASCOT+ soll Meilensteine für die berufliche Ausbildung setzen

„Wissenschaftlicher Fortschritt braucht Austausch auf allen Ebenen – formal und informell“, nahm Elke Albrecht, Referentin im Referat 312 - „Ordnung der beruflichen Bildung“ des BMBF in ihrer Begrüßung diesen Faden auf. Persönliche Gespräche und Ideenaustausch ließen sich nicht so einfach durch den Computer ersetzen. Sie wisse, dass die Arbeit in den ASCOT+-Projekten durch die Pandemie erschwert worden sei, beispielsweise dadurch, dass der Zugang zu Probanden in Berufsschulen und Betrieben gefehlt habe.

„ASCOT+ ist eine Forschungs- und Transferinitiative“ betonte Elke Albrecht weiter. Der Transfer der Projektergebnisse sei von Beginn an mitgedacht worden. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf das Transferkonzept (BIBB / Anforderungen an einen erfolgreichen Wissenschafts-Praxis-Transfer), das hierfür erarbeitet worden sei. „Die Zielrichtung Ihrer Projekte ist für die berufliche Ausbildung bedeutend“, ergänzte sie und nannte als Beispiele die Entwicklung digitaler Lernumgebungen und die computergestützte Erstellung von Prüfungen. Für viele, vor allem junge Menschen gehörten digitale Medien heute zum Alltag. Sie erwarteten auch in der Berufsausbildung moderne, digitale Lern- und Prüfungsumgebungen. „Die ASCOT+-Initiative soll hier in ausgewählten Bereichen Meilensteine setzen, die hoffentlich auch weitere Entwicklungen stimulieren werden.“

Stefanie Velten, verantwortlich für die wissenschaftliche Begleitung in ASCOT+, bat die Projektteams anschließend, ihre Projekte unter Berücksichtigung von zwei Leitfragen vorzustellen:

Wo sehen Sie die besonderen Stärken Ihres Projekts?
Wo zeigen sich Anschlussmöglichkeiten an Praxis und Wissenschaft?

Alle sechs Projekte berichteten von ihren aktuellen Entwicklungen und stellten dabei teilweise schon Prototypen digitaler Lehr-Lern-Umgebungen live vor.

ASPE – Digitale Workbench für kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben und Abschlussprüfungen

„Das Projekt ASPE ist von Beginn an sehr auf den Transfer ausgerichtet“, eröffnete Prof. Esther Winther ihren Beitrag. „Denn als Praxispartner ist die AKA, die Erstellungsbehörde für Abschlussprüfungen, involviert.“ Die besonderen Stärken des Projekts – der digitalen Workbench für kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben – sieht Prof. Winther darin, dass die Erkenntnisse aus ASCOT 1 nun umgesetzt werden. Die kaufmännische Prüfung würde gestärkt, indem Standards für die Prüfungsaufgabenerstellung gesetzt werden. Leitlinien und Kriterien für den Prozess der Aufgabenerstellung eröffneten auch Handlungsmöglichkeiten für das Ehrenamt. „Der Aufgabenerstellende erhält zum Beispiel Hilfen, wie eine Aufgabe leichter oder schwerer gestaltet werden kann. Oder welche Begriffe und Termini verwenden werden sollten.“ Früher sei der Schwierigkeitsgrad oft nicht richtig gesetzt worden. Eine Verbesserung sei jetzt durch Webinare, Feedback-Events und Ankeraufgaben erreicht worden, die als Muster für Folgeaufgaben in der Workbench integriert sind.

Das Projekt plant ein „Ankeraufgaben-Event“ , in dem Kenntnisse vermittelt werden, was eine kompetenzorientierte Prüfungsaufgabe ausmacht und wie man diese konstruiert.

DigiDIn-Kfz – Digitale Diagnostik und Intervention im Kfz-Wesen

Das Projekt DigiDIn-Kfz entwickelt digitale Förderinstrumente für Diagnosekompetenzen im Beruf Kfz-Mechatroniker/-in und passt vorhandene Tests an die Bedürfnisse der Prüfungspraxis an. Auf dem Projekttreffen stellte das Team den aktuellen Stand der Entwicklungen vor und hob Anschlussmöglichkeiten an die Praxis hervor: „Die im Projektteam DigiDIn-Kfz entwickelten Produkte können dafür eingesetzt werden, sowohl individuelles als auch kollaboratives Diagnostizieren zu fördern“, sagte Prof. Stephan Abele. „Berufsschulen oder überbetriebliche Ausbildungszentren können hierfür auf evaluierte digitalgestützte Verfahren zurückgreifen.“ Damit trage das Projekt dazu bei, die Ausbildungspraxis zu verbessern. Als besondere Stärken des Projekts stellten Prof. Tobias Gschwendtner und Prof. Abele die Impulse von DigiDIn-Kfz für die Ordnungsarbeit sowie für die Innovation der Prüfungspraxis heraus: Die im Projekt entwickelten technologiebasierten Messverfahren könnten im Prüfungskontext verwendet werden, ebenso im Unterricht und bei Schulleistungsstudien.

Präsentation von DigiDIn-Kfz zum 3. Projekttreffen (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

EKGe – Erweiterte Kompetenzmessung im Gesundheitsbereich

Das Projekt EKGe entwickelt Testinstrumente, die zuverlässig messen, wie gut Pflegeauszubildende pflegetypische Belastungen bewältigen können und wie gut sie auf interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen vorbereitet sind. Um außerdem Merkmale der Ausbildungsqualität begleitend zu messen, hat das Projekt skalierbare Instrumente entwickelt. Diese Vorgehensweise sei einzigartig, hieß es aus dem Projektteam. „Mit unserer Arbeit finden wir heraus, welche Ausbildungsbedingungen Bewältigungskompetenz fördern und welche nicht“, gab Prof. Eveline Wittmann einen Einblick in die praktische Nutzbarkeit der Testentwicklung und Diagnostik. Die Erkenntnisse, die man aus den Messungen der Ausbildungsqualität gewonnen habe, seien einmalig in Deutschland.

Auf dem Projekttreffen stellte das Team den aktuellen Entwicklungsstand der verschiedenen Erhebungsinstrumente vor und gab einen Einblick in die Gestaltung einer Lehr-Lern-Einheit, die einen weiteren Weg zeigt, Pflegeausbildende individuell zu fördern. „Mit Hilfe dieser Einheit wird die Bewältigungskompetenz der Auszubildenden gefördert“, hieß es im Projektteam. Die Lehr-Lern-Einheit sei bereits erfolgreich erprobt worden und erhalte durchweg positive Rückmeldungen der Beteiligten.

Präsentation von EKGe zum 3. Projekttreffen (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

PSA-Sim – Problem Solving Analytics in Office Simulations

Prof. Andreas Rausch und das PSA-Sim-Team zeigten die Bürosimulation LUCA Office und gaben einen Einblick in den Entwicklungsstand der Plattform und der entwickelten Arbeitsszenarien: „Hier stehen zum Beispiel Lieferantenauswahl, Lagerbestandsanalyse, Eventplanung, Kundenkommunikation oder Personalauswahl zur Verfügung“, erklärte Prof. Rausch. Die Szenarien enthielten authentische Materialien, interaktive Elemente sowie vordefinierte Hilfen. „Während der Bearbeitung der Szenarien werden Logdaten mitgeschrieben und in Echtzeit analysiert. Festgelegte Parameter lösen dann ein Hilfeangebot etwa in Form einer E-Mail aus.“ Die Szenarien enthalten außerdem Kodieranweisungen (Scoring Rubrics) auf der Basis eines Kompetenzmodells. Hierdurch sollen die Bearbeitungsergebnisse zum Teil automatisiert ausgewertet werden können.

„LUCA ist nicht nur für den kaufmännischen Unterricht einsetzbar“, beantwortete das Projektteam die Frage nach Anschlussmöglichkeiten an Praxis und Wissenschaft. „Auch für Forschungsarbeiten kann LUCA genutzt werden und wir sehen eine Anschlussfähigkeit an aktuelle Forschungsarbeiten zu adaptiven Lernsystemen.“

Am 18. Oktober stellt das Team die Version LUCA 1.0 im Rahmen einer Release-Party vor.

Präsentation von PSA-Sim zum 3. Projekttreffen (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

TechKom – Technologiebasierte Kompetenzmessung und -förderung in der elektrotechnischen und metalltechnischen Erstausbildung

Das Team um Prof. Felix Walker stellte zunächst sein Learning-Management-System live vor: In einer Moodle-Lernumgebung können Lehr- und Ausbildungskräfte ihren Auszubildenden individuelle Lern- und Stundenpläne zusammenstellen, die diese dann online bearbeiten. Als Beispiel zeigte das Projektteam, wie Auszubildende in einer Simulation die Verschaltung eines Förderbands erlernen. „Während der Bearbeitung der Aufgaben werden Prozessdaten erfasst, so dass Hilfestellung gezielt angeboten werden kann, wenn etwa eine Bearbeitung zu lange dauert“, erklärt Prof. Walker.

Ein weiteres Teilprojekt widmet sich der Analyse und Verbesserung von Prüfungsaufgaben für die Ausbildungsberufe Mechatroniker/-in, Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik und Konstruktionsmechaniker/-in. „Hierfür haben wir über 1000 Aufgaben auf schwierigkeitserzeugende Merkmale hin untersucht. Dabei wurden etwa zehn Merkmale jeweils auf Ebene des Aufgabentextes, der Aufgabenantwort sowie den Abbildungen, Tabellen etc. analysiert." Dies sei nötig gewesen, um Aufgaben zunächst fachlich beurteilen und dann gezielt abwandeln zu können. Die Bearbeitung der Aufgaben wurde zum Beispiel dadurch verbessert, dass die Aufgabenstellung übersichtlicher und verständlicher gestaltet wurde.

TeKoP – Technologiebasiertes kompetenzorientiertes Prüfen

Das Projekt TeKoP entwickelt ein Training für Prüfungspersonal und Lehrkräfte zur Entwicklung problemhaltiger technologiebasierter Prüfungsaufgaben für kaufmännische Berufe. Auf dem Projekttreffen gab das Projektteam unter anderem einen Einblick in seine Aufgabendatenbank, die sowohl Aufgaben für Industriekaufleute als auch für Kaufleute für Büromanagement enthält. Anhand von Screenshots zeigten die Projektbeteiligten, wie die Aufgaben konkret aussehen können. „Alle Aufgaben in der Datenbank wurden zuvor modifiziert, damit sie die Ansprüche zur Diagnostik der Problemlösekompetenz erfüllen“, erklärte Prof. Eveline Wuttke.

Präsentation von TeKoP zum 3. Projekttreffen (PDF, 540KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Zwischentagung: Impulse für die Berufsausbildung

Im Anschluss an die Projektvorstellungen stand die für März 2022 geplante Zwischentagung im Vordergrund. „Wir wollen die Transferinitiative bekannter machen und die Praxis für die entwickelten Instrumente und Dienstleistungen interessieren“, gab Stefanie Velten als Ziele der Tagung aus. Lehr- und Ausbildungskräfte sollten Prototypen von Lehr-Lern-Einheiten testen können, Prüfende oder Prüfungsaufgabenerstellende könnten etwa digitale Tools in der Anwendung sehen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen. „Angedacht ist ein Projekt-Marktplatz, auf dem sich Tagungsteilnehmende individuell zu den Projekten informieren können“, ergänzte Velten. „Zudem stellen sich alle Projekte in kurzen Präsentationen vor. Feedback ist willkommen.“ Von Akteuren der Aus- und Weiterbildungspraxis bis hin zu Forschenden der Berufsbildung könnten so alle Interessierten einen guten Einblick in alle ASCOT+-Projekte erhalten.

Workshops: Fachforen sollen Themen vertiefen

In Fachforen solle es schließlich darum gehen, aktuelle Fragen rund um die digitale Kompetenzförderung und -messung von Auszubildenden zu vertiefen und zu diskutieren. Die Projekte bildeten beim 3. Projekttreffen zwei Workshops, um entsprechende Themen hierfür zu identifizieren. Die anschließende Diskussion der Ergebnisse im Plenum zeigte, dass es viele berufsübergreifende Themen gibt, die es wert sind, eingehender beleuchtet zu werden. Von allgemeineren Fragen, wie etwa die nach der digitalen Zukunft von Ausbildung und Prüfung bis hin zu Detailthemen, wie die Ausbildungsrealität etwa in Videoausschnitten authentisch abgebildet werden kann. Die Inhalte der Fachforen werden auf der Grundlage der Vorschläge und Diskussionen weiter ausgearbeitet, so dass Tagungsbesucher unter sechs spannenden Themen wählen können.

Flankierende Maßnahmen für den Praxistransfer

Um die Ergebnisse der Projekte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, werden die aktuellen Projektstände sowie Publikationen und Veranstaltungen der Projekte regelmäßig auf der ASCOT+-Website und im Newsletter veröffentlicht. Darüber hinaus sollen kurze Projektvideos entstehen, die die entwickelten Lösungen für die betreffenden Ausbildungsberufe anschaulich machen.

Ausblick

Elke Albrecht und Barbara Schürger verabschiedeten die Teilnehmenden und bedankten sich bei den Projektteams. „Wir haben heute wieder viele interessante und innovative Impulse für die Ausbildungs- und Prüfungspraxis gesehen“, sagte Schürger und kündigte als nächste Gelegenheit zum Austausch die kommende Begleitgruppensitzung an. Bei diesen Sitzungen treffen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Expertinnen und Experten aus der Bildungspolitik und -praxis zusammen, um die Entwicklungen der ASCOT+-Projekte erfolgreich in die Praxis zu bringen.