Problemhaltige Aufgaben für Kaufleute digital erstellen: „Das Trainingskonzept ist erfolgversprechend“

Im Training des Projekts TeKoP lernen Lehrkräfte, wie sie kompetenzorientierte Aufgaben entwickeln: für Tests und Abschlussprüfungen in kaufmännischen Berufen.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse der Projektarbeit?

Aus Sicht der Wissenschaft: Das Training zur Erstellung technologiebasierter kompetenzorientierter Aufgaben wurde erfolgreich umgesetzt. Die Teilnehmenden waren mit dem Training zufrieden, schrieben diesem einen hohen Nutzen zu und berichteten einen Wissenszuwachs. Messungen vor und nach dem Training bestätigten diese Selbsteinschätzung: Die Teilnehmenden wussten signifikant mehr zu Merkmalen problemorientierter Aufgaben und steigerten – in Teilbereichen – ihre Kompetenz die Aufgaben medial zu gestalten. Wo das nicht der Fall war, lässt es sich mit Deckeneffekten erklären.

Ein weiterer Beleg des Trainingserfolgs sind die von den Teilnehmenden erstellten Aufgaben, die in quantitativen und qualitativen Erprobungsstudien bei Auszubildenden eingesetzt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass zur Lösung der Aufgaben Problemlösekompetenz erforderlich ist und die Aufgaben geeignet sind, das gesamte Leistungsspektrum der Auszubildenden abzubilden.

Aus Sicht der Praxis: Auch hier ist die Erkenntnis zentral, dass das Trainingskonzept erfolgversprechend ist. Das Training kann als Gesamtkonzept oder in Teilmodulen künftig in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften relativ leicht umgesetzt werden, da der Praxis hierfür alle Unterlagen (Handbücher für die Trainingsmodule, Erklärvideos, bislang erstellte Aufgaben) als OER zur Verfügung gestellt werden. Auch für die Weiterbildung des übrigen Prüfungspersonals (Gewerkschaftsvertreter und -vertreterinnen sowie betriebliche Ausbildungskräfte) lassen sich die Materialien gut nutzen.

Dass die Aufgaben evaluiert wurden und gut funktionieren, ist ebenfalls eine wichtige Erkenntnis für die Praxis, denn der Zugang zur Aufgabendatenbank wird auch künftig möglich sein. Die geprüften Aufgaben können vor diesem Hintergrund gut übernommen, weiterentwickelt, adaptiert und auf andere Berufe übertragen werden. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Prüfungspraxis geleistet.

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie besonders überrascht?

Eher eine interessante Beobachtung als ein Ergebnis: Die Trainings fanden zu einem großen Teil während der Pandemie statt. Insbesondere zu Pandemiebeginn waren die Teilnehmenden merklich unerfahren in der Nutzung von Lernmanagementsystemen. Im weiteren Verlauf der Trainings und mit Fortschreiten der Pandemie wurde beobachtet, dass sie die eingesetzten Lernmanagementsysteme zunehmend technisch kompetent nutzten.

Welche Instrumente, Materialien und Konzepte bleiben auch nach Ende der Projektlaufzeit für Interessierte verfügbar? Und wie können diese genutzt werden?

Alle im Training genutzten Materialien und die von den Trainingsteilnehmenden erstellten Aufgaben stehen der Praxis zur Verfügung. Konkret heißt das:

  • Vier Trainingsmodule inklusive Begleitmaterialien (Erstellung problemhaltiger Aufgaben, Mediendidaktik, technologiebasierte Umsetzung in ILIAS/Moodle, Diagnostik - insbesondere diagnostische Gütekriterien)
  • 35 Lernvideos zu verschiedenen in den Modulen verankerten Themengebieten (Diagnostik, Aufgabenerstellung, Mediendidaktik, technische Umsetzung)
  • Drei Handbücher (Gestaltung problemhaltiger Aufgaben, ILIAS, Moodle)
  • 37 Prüfungsaufgaben für die Ausbildungsberufe Industriekaufmann/-kauffrau (26) und Kauffrau/-mann für Büromanagement (11). Inhalte: Personalwirtschaft, Marketing und Absatz, Finanzierung und Investition, Beschaffung und Bevorratung.

Über die Internetseite der Georg-August-Universität Göttingen kann ein Zugangsaccount beantragt werden, um die Materialien zu nutzen.

(Prof. Dr. Eveline Wuttke)

Kontakt

Prof. Dr. Eveline Wuttke, Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main