Rückblick: ASCOT+-Abschlusstagung 2023

Auf die Plätze, fertig, Praxis … das war das Motto der ASCOT+-Abschlusstagung Ende April 2023. An zwei Tagen trafen sich in der Spitze 150 Interessierte zeitgleich in den virtuellen Räumen, dem Marktplatz und im Foyer der für die Tagung geschaffenen „ASCOT+-Welt“, um die Arbeitsergebnisse der sechs Projekte zu erleben und gemeinsam zu diskutieren.

Die ersten Gäste waren morgens schon weit vor Veranstaltungsbeginn online, um das Feld zu erkunden: Für die Abschlusstagung hatte das ASCOT+-Team eigens eine virtuelle Welt gestalten lassen, in der sich die Teilnehmenden als unterschiedliche Avatare begegneten. Nach einer kurzen technischen Einführung bewegten sich die meisten intuitiv durch die Räumlichkeiten, trafen sich zum ersten Gespräch im Foyer und warfen einen Blick auf den Marktplatz. Ein bisschen Aufregung war dabei. Auch beim ASCOT+-Moderationsteam des BIBB, Natalia Lohmeyer, Barbara Schürger und Stefanie Velten.

Blick in die virtuelle Umgebung - auf den Marktplatz von ASCOT+
Blick auf den virtuellen Marktplatz: Viele Besucher und Besucherinnen nutzten die Gelegenheit, die digitalen Instrumente zur Kompetenzmessung und -förderung auszuprobieren.

BMBF und BIBB begrüßten die Teilnehmenden

Zum Startschuss durch Angelika Block-Meyer (BMBF) und Prof. Hubert Ertl (BIBB) saßen schon etwa 140 Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis der Berufsausbildung mit ihren Avataren im Auditorium und hörten zu, wie beide die Teilnehmenden begrüßten und die Arbeit der Projekt-Teams der letzten vier Jahre würdigten. Es seien zahlreiche innovative Instrumente entstanden, betonte Ertl. Die Projekte hätten spannende Erkenntnisse für den Lehr-Lern-Kontext sowie das Prüfungswesen und die Ordnungsarbeit gewonnen. Ertl und Block-Meyer hoben beide besonders die Beteiligung und den Beitrag der Praxispartner bei der Entwicklung der Innovationen hervor. Transfer könne nur gelingen, wenn Wissenschaft und Praxis eng zusammenarbeiteten.

Einladung auf den virtuellen Marktplatz

Anschließend steuerten die Projektleitenden der sechs ASCOT+-Projekte ihre Avatare auf die Bühne. Beim Projektpitch stellten sie kurz ihre Arbeit vor und luden die Gäste an ihre Marktstände ein. Diese Einladung wurde in der darauffolgenden Besuchszeit von den Gästen gerne angenommen. Der im virtuellen Garten platzierte Marktplatz wartete mit sechs individuell ausgestatteten Projektständen auf, an denen die Gäste verschiedene Objekte ansteuern konnten: So verbarg sich etwa hinter einem Auto ein Simulationstool zur Fehlersuche, im Klassenzimmer konnten Apps für den Unterricht ausprobiert werden, in Kino-Sitzecken wurden Filme gezeigt. Die Teilnehmenden informierten sich über die Projektarbeit, meldeten sich bei Lehr-Lernplattformen an und gingen mit den Projektbeteiligten ins Gespräch.

Informelles Lernen im Betrieb ist bedeutsam

Am ersten Tag nahm Prof. Rita Meyer die Teilnehmenden bei ihrer Keynote mit in die Welt des informellen Lernens im Betrieb, das eine wichtige Ergänzung zum formellen Lehren und Lernen im Ausbildungskontext sei. Sie betonte den hohen Stellenwert von Erfahrungswissen beim Ausüben des Berufs, ebenso wie den der digitalen Transformation im Betrieb. Zur Keynote von Prof. Rita Meyer.

An beiden Tagen fanden Fachforen zum Prüfen und Lernen in der Berufsausbildung statt. Jeweils zwei Projekte stellten unter einem gemeinsamen Thema ihre Instrumente vor und diskutierten mit den Teilnehmenden über Potenziale für weitere Branchen und Einsatzgebiete, zukünftige Veränderungen durch neue Technologien und mehr.

Den ersten Veranstaltungstag ließ das Team mit einem Pub-Quiz ausklingen: Über Mentimeter lieferten sich ca. 20 Mitspielende ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen bei Fragen in Rubriken wie Berufsbildung, Geografie oder Unterhaltung. Moderator Luca Jelic ließ keine Langeweile aufkommen und kürte schließlich Dr. Wolfgang Vogel von der AkA zum Quizkönig.

Dreidimensionale Ansicht der Piano-Bar der ASCOT+ Abschlusstagung
Virtuelle Piano-Bar auf der ASCOT+-Abschlusstagung

Wie gut kann uns ein Algorithmus kennen?

Auch am zweiten Veranstaltungstag war der Marktplatz der ASCOT+ Projekte gut besucht – ebenso wie zwei Fachforen zu den Themen Prüfen und Lernen. Dazu lesen Sie hier in Kürze mehr. Ein Höhepunkt des 2. Veranstaltungstags war die Keynote von Prof. Booms zur Ethik der Digitalisierung mit anschließender Diskussion. Die Teilnehmenden beschäftigten noch länger Fragen, wie „Kennt uns ein Algorithmus tatsächlich besser als unsere besten Freunde?“ Und: „Wenn ChatGPT so gut ist, dass Prüfende nicht erkennen, ob die Prüfung durch einen Menschen oder eine Künstliche Intelligenz abgelegt wurde – müssen wir dann die KI verbieten oder sollten dann nicht unsere Prüfungen besser werden?“ Zur Keynote von Prof. Martin Booms.

Der zweite Tag endete ebenfalls kurzweilig: Beim Science Slam gaben Herbert Thomann, Markus Peters, Julia Raecke und Dr. Stefan Hartmann einen Einblick in ihre jeweilige Forschung. Die Zuhörenden erfuhren,

  • was ein Prompt ist und dass auch Wissenschaftler reimen können
  • dass soziale und emotionale Kompetenzen auch gut am Tablet und PC trainiert werden können
  • dass beim Durchführen von Studien oft das Leben dazwischenkommt
  • dass medizinische Fachangestellte die Held-Innen einer Arztpraxis sind und dass Humor im Arbeitsalltag immer weiterhilft.

Wie geht es weiter mit ASCOT+?

„Eine Abschlusstagung signalisiert ein Stück weit das Ende eines Projekts, so auch bei ASCOT+“, führte Natalia Lohmeyer am Ende der zwei Tage aus. Die Projekte seien dennoch weiterhin aktiv, ihren digitalen „Babys“ dauerhafte Perspektiven zu beschaffen. Die entwickelten Lehr-Lern-Plattformen, Materialien, Handbücher, Videos, Simulationen seien weiterhin online erreichbar, kostenlos und für jeden nutzbar. Die digitalen Instrumente würden in Kooperation mit Praxispartnern weiterhin eingesetzt, sei es im Unterricht, bei Prüfungen oder bei der Aufgabenerstellung.

„Meine persönliche Einschätzung aus ASCOT+ ist, dass Transfer durchaus gelingen kann, wenn er von Anfang an mitbedacht wird“, sagte Lohmeyer. Sie betonte, dass Transfer nichts ist, was nebenbei passiert, sondern arbeits- und gesprächsintensiv sei, Zeit und Ressourcen benötige. Mit diesen Worten bedankte sie sich abschließend für das Engagement der Projektnehmenden und der Praxispartner und schloss mit einem ebenso herzlichen Dank an alle Beteiligten und Teilnehmenden der Veranstaltung, die die virtuelle Welt mit Leben gefüllt haben.

Fachforen zum digitalen Lernen und Prüfen

Die ASCOT+-Projekte stellten ihre Ergebnisse zu vier Fokusthemen aus den Bereichen "digital prüfen" und "digital lernen" vor und diskutierten anschließend mit den Teilnehmenden über Grenzen und Möglichkeiten. Wir haben die Ereignisse aus den Fachforen hier für Sie zusammengefasst.

Aufgabenentwicklung leicht gemacht: Workbench und Trainings fürs Prüfungspersonal

Im Fachforum „Aufgabenentwicklung leicht gemacht“ stellten Prof. Esther Winther und Dr. Wolfgang Vogel vom Projekt ASPE sowie Prof. Eveline Wuttke (Projekt TeKoP) Instrumente für das Prüfungspersonal vor und diskutierten mit den Teilnehmenden die Übertragbarkeit der Instrumente in andere Branchen sowie die Realisierung von digitalen Prüfungen..

Die „digitale Workbench“ ist ein lebendes digitales Angebot für die Prüfungsaufgabenerstellenden, die die Aufgabenentwicklung und Erstellung von Prüfungen leichter macht. Prof. Esther Winther präsentierte das Ergebnis des Projekts ASPE, einem Tandem aus Wissenschaft und Praxis, zu dem die Aufgabenstelle für kaufmännische Abschlussprüfungen (AkA) als Praxispartner gehört. „Wir wollen mit diesem Projekt die Qualität kaufmännischer Abschlussprüfungen stärken, den Prozess der Prüfungserstellung standardisieren und das Aufgabenersteller-Ehrenamt entlasten“, nannte Winther als Ziele. Auch die Digitalisierung der Aufgaben und Prüfungen selbst ist Teil ihres Vortrags – ob als volldigitalisierte Prüfungen, hybride Prüfungen oder Digital Scenarios. „Digital prüfen bedeutet nicht, dass am Computer geprüft wird“, sagte Winther. Digital prüfen heiße „wissensgestützte Handlungen in wechselnden beruflichen Situationen zu erfassen“.

Zur Präsentation des Projekts ASPE

„Leicht“ würde die Aufgabenerstellung nie werden, sagte Dr. Wolfgang Vogel (AkA) in Anspielung auf den Titel des Fachforums aus seiner Praxissicht. Die AkA nutzt die digitale Workbench im Echtbetrieb. „Aufgabenentwicklung leichter gemacht“, sei der treffendere Titel des Forums, denn die Erstellung der Prüfungsaufgaben bleibe anspruchsvoll und überdies sehr dynamisch: „Nach der Prüfung heißt vor der Prüfung“, betonte Vogel. Während der aktuellen Sommer-Prüfungstermine für die schriftliche kaufmännische Abschlussprüfung seien die nächsten Termine schon in Vorbereitung.

Anschließend stellte Prof. Eveline Wuttke die Produkte vor, die das Projekt TeKoP erstellt hat. Die Trainingsmodule, Learning-Nuggets, Handbücher sowie eine Good-Practice-Aufgabendatenbank sind für Menschen konzipiert, die Prüfungsaufgaben für kaufmännische Berufen entwickeln, und stehen kostenlos zur Verfügung. Interessierte können sich für die Nutzung der Produkte einen Account erstellen:

Hier geht es zur Anmeldung für den Zugang zum TeKoP-Training

Können die digitalen Instrumente zur Aufgabenerstellung auch in andere Berufe übertragen werden?, lautete eine Frage aus dem Publikum. Derzeit überprüfe man in einem Projekt, inwieweit die Logik der Trainingsmodule auf Berufe der Handwerkskammer passen kann, berichtete Prof. Wuttke. Die Ergebnisse stehen noch aus.

Corona hat Interesse an digitalen Prüfungsmöglichkeiten verstärkt

Beide Projekte stellten fest, dass Corona das Interesse an den digitalen Formaten im Prüfungsbereich verstärkt habe. In vielen Berufen seien Erfahrungen dazu gesammelt worden, was digital möglich ist: Beispiele seien mündliche Prüfungen oder Fallgespräche via Videokonferenz und Open-Book-Klausuren daheim. Auch hybride Prüfungen seien eine Option. Eine digitale Umsetzung lohne sich aber nur, wenn dies einen Mehrwert habe und kein reiner Medienwechsel sei.

Moderation: Natalia Lohmeyer (BIBB)
Beteiligte Projekte ASPE und TeKoP

Perspektiven für Prüfungen: Digital, effizient, menschlich

Wie können digitale Prüfungen in kaufmännischen und Kfz-Berufen aussehen? Welche Chancen liegen darin, welche Grenzen gibt es? Die Projekte DigiDIn-Kfz und PSA-Sim schilderten im Fachforum ihre Erfahrungen und Erkenntnisse.

Das Fachforum startete mit einem Bericht des Projektteams DigiDIn-Kfz über die digitalen Instrumente, die es für Prüfungen im Kfz-Bereich weiterentwickelt hat. Stefan Hartmann beschrieb zunächst die aktuelle Ausgangslage, die ebenso bei Gesellenprüfungen wie auch anderen Kompetenzmessungen gilt: Ob Fähigkeiten mit Praxisbezug erfolgreich vermittelt wurden, wird in der Regel anhand von Arbeitsproben – an echtem Material – überprüft. Dies erfolge üblicherweise im Eins-zu-Eins-Austausch von Prüfling und Prüfendem und sei sehr zeit- und ressourcenintensiv. Ein Problem sei der Mangel an Prüfenden im Ehrenamt und es sei immer eine Herausforderung sicherzustellen, dass objektiv und valide geprüft werde.

Praxiswissen digital messen

Um reparaturbezogenes Handlungswissen zu erfassen, entwickelte das Projekt Videovignetten. In diesen wird zunächst ein fehlerhafter Reparaturprozess gezeigt; es schließen Fragen zur gezeigten Handlung an. „Erste Ergebnisse zeigen, dass in vielen, aber nicht allen Fällen die Beantwortung der Fragen aus den Videovignetten mit der tatsächlichen Reparaturkompetenz der Befragten einhergeht“, sagte Hartmann. „Woran es liegt, wenn das nicht funktioniert, versuchen wir noch herauszubekommen.“ Als Ergänzung zu den klassischen Prüfungen seien digitale Formate aber sehr sinnvoll und erwünscht - sowohl von Seiten der Prüfenden als auch der Prüflinge. Den digitalen Test zur Fehlersuche, den Peter Hesse vorstellt, zeigte ein etwas klareres Bild: „Die Ergebnisse bei der Fehlersuche und -findung lassen sich auch in die Realität übertragen“, sagte Hesse.

Herr Syha vom Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, der sich seit 2005 mit digitalen Prüfungen beschäftigt, ergänzte den Vortrag durch seine Perspektive aus der Praxis. Es gebe immer noch Hürden, die Prüfenden und Innungen zu überzeugen. Die Handlungsorientierung in der digitalen Prüfung würde angezweifelt. Die technischen Voraussetzungen zur Übertragung der Daten müsse gegeben sein. „Ab 2025 soll es keine schriftliche Papierprüfung mehr geben“, sagte Syha. Und auch die praktische Prüfung würde mehr ins Digitale gehen. Denn die Kosten für Fahrzeuge und deren Verschleiß durch die Prüfungen seien hoch. Bei der Arbeit an E-Autos komme hinzu, dass Prüflinge gefährdet werden können, wenn die Autos nicht zuverlässig spannungsfrei geschaltet sind.

Prof. Viola Deutscher aus dem Projekt PSA-Sim erweiterte die Perspektive um die kaufmännische Domäne und stellte die Büro-Simulation LUCA Office vor. In LUCA können Auszubildende lernen, echte berufliche Probleme zu bearbeiten. Hierfür sind viele Szenarien aus dem kaufmännischen Bereich hinterlegt, können aber auch von Lehrenden selbst erstellt werden. Das Projekt kooperiert mit dem Land Baden-Württemberg und plant, LUCA auch als Prüfungsumgebung einzusetzen. „Die Anwendung ist eine umfassende Systemlösung, die alle Phasen der digitalen Prüfung zusammenbringt – von der Erstellung bis zur Durchführung und Auswertung“, erklärte Deutscher.

Den Vortrag „Digital Prüfen mit der LUCA Office Simulation“ finden Sie hier zum Download

Im Forum wurde diskutiert, ob und wie die gezeigten Testinstrumente auch in andere handwerkliche Berufe übertragen werden könnten – so etwa in die Schornsteinfeger-Ausbildung, und ob Elemente aus dem Kfz-Bereich auch in der LUCA-Simulation eingebettet werden könnten.

Digitalen Prüfungen und digital gestütztem Lehren und Lernen gehöre die Zukunft, war die einhellige Meinung. Die Umsetzung in der Breite war ebenso Thema wie die Frage, ob vielleicht sogar die Qualität der Prüfungen dabei verbessert werden könnte? Im handwerklichen Bereich wie etwa in der Kfz-Branche könnten digitale Prüfungen nur ein ergänzendes Werkzeug sein, weil die Haptik wichtig bleibe.

Moderation: Barbara Schürger (BIBB)
Beteiligte Projekte: PSA-Sim und DigiDIn-Kfz

Keine Angst vor Fehlern: im Techniksimulator Praxis üben

Üben ist wichtig – vor allem in der Ausbildung. Aber in der Praxis ist das nicht immer leicht möglich. Die ASCOT+-Projekte DigiDIn-Kfz und TechKom haben Simulationen zum Training der Fehlersuche in gewerblich-technischen Berufen entwickelt und stellten diese im Fachforum vor.

An Kfz-Auszubildende mit unterschiedlichem Kompetenzniveau richten sich die Trainings, die die Beteiligten am Verbundprojekt DigiDIn-Kfz präsentierten: Von der ersten Trainingseinheit, dem Training zur Diagnosekompetenz, profitierten vor allem Auszubildende zu Beginn ihrer Ausbildung. „Sie gehen bei der Fehlersuche häufig unstrukturiert vor, da ihnen noch grundlegende Kompetenzen fehlen“, erklärte Julius Meier, Mitarbeiter im Projekt DigiDIn-Kfz. Wenn die Auszubildenden dann zwar über Diagnosekompetenz verfügten, aber bei der Fehlerdiagnose dennoch nicht weiterkämen, könnte dies am Fehlen spezifischer Informationen liegen, führte sein Team-Kollege Dave Rexhäuser aus. Mit der nächsten Trainingseinheit würde daher die kollaborative Fehlerdiagnose gefördert: die Zusammenarbeit mit anderen bei der Fehlersuche. In diesem Training würde etwa die Servicehotline des Automobilherstellers einbezogen oder erfahrenere Kolleginnen und Kollegen, die befragt werden können.

Maren Schulte (Institut der deutschen Wirtschaft, IW) berichtete von einer erfolgreichen Umsetzung der Trainings in der Ausbildungspraxis: Das Netzwerk Q4.0 (Netzwerk zur Qualifizierung des Berufsbildungspersonals im digitalen Wandel) des IW hat in Kooperation mit DigiDIn-Kfz ein Training entwickelt, das die Trainingseinheiten den Vorkenntnissen der Azubis anpasst.

Zum Vortrags-Download: Diagnosekompetenzen in der Kfz-Ausbildung digital fördern

Auch im Industriebereich ist das notwendige Üben für Auszubildende oft schwierig umsetzbar, da Fehler großen Schaden an Produktionsanlagen anrichten und sehr teuer werden können. Prof. Felix Walker und Stefan Ferner vom Projekt TechKom erläuterten ihr Training zur Fehlersuch-Kompetenz, in dem unterschiedliche Fehler aus den Bereichen der Elektronik, Mechatronik und Steuerungsprogrammierung implementiert sind. Jede Lernumgebung kann in 15-20 Minuten durchlaufen werden; es kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, um die Fehlersuch- und Diagnosekompetenzen zu trainieren.

Ein Problem für die Einführung der Trainings sei immer noch die eingeschränkte Internet-Bandbreite in vielen Schulen sowie Zugangsbeschränkungen wegen strenger Sicherheitsbestimmungen, hieß es aus dem Projekt-Team. Das Feedback von Betrieben und Auszubildenden auf die Trainings sei dagegen durchweg positiv ausgefallen. Es bestehe Aussicht auf langfristige Kooperationen mit der Praxis.

Zur Präsentation von TechKom: Wie können digitale Lehr-Lern-Einheiten die betriebliche Ausbildung ergänzen?

Die Teilnehmenden nahmen aus beiden Projektvorträgen und der Diskussion mit: Simulationen können den Kompetenzerwerb bei der Fehlersuche im gewerblich-technischen Bereich sehr gut unterstützen. Je nach Leistungsstand profitieren die Azubis unterschiedlich von den Trainings – vor allem Auszubildende mit geringerem Vorwissen profitieren sehr vom Grundlagen-Training und den darin enthaltenen Animationen."

Moderation: Stefanie Velten (BIBB)
Beteiligte Projekte: DigiDIn-Kfz und TechKom

Probleme lösen im Beruf: Digitale Trainings für den Unterricht

Auszubildende müssen lernen, mit komplexen beruflichen Aufgaben zurechtzukommen oder auch Belastungen zu bewältigen. Dabei sollen sie die Trainings unterstützen, die in den Projekten EKGe und PSA-Sim entwickelt wurden.

Das Projekt EKGe befasst sich mit aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich. Prof. Julia Warwas stellte das Projekt und seine Beteiligten vor. Auszubildende in Pflegeberufen seien vielen Belastungen ausgesetzt. Warwas zeigte auf, welche Lösungen das Projekt EKGe anbietet, um diese schon frühzeitig und präventiv zu unterstützen und die Kompetenz, psychische Belastungen zu bewältigen, bereits in der Ausbildung zu fördern: Die hierfür entwickelte Lehr-Lern-Einheit enthält zum Beispiel Videovignetten, in denen belastende Situationen dargestellt werden, Hörspiele und interaktive Arbeitsblätter. Die Auszubildenden erfahren, welche Strategien zur Bewältigung von Belastungen es gibt, und lernen, situativ eine geeignete Strategie für sich zu finden, erklärte Projektleiterin Prof. Eveline Wittmann. Die Lehr-Lern-Einheit kam bereits im schulischen Unterricht zum Einsatz und erwies sich als wirksam bei der Reduzierung der psychischen Belastungen.

Die Präsentation des Projekts EGKe finden Sie hier

In der anschließenden Diskussion wurde betont, dass die Lehr-Lern-Einheit idealerweise nicht nur einmalig im Ausbildungsverlauf eingesetzt wird, sondern das Thema Bewältigungskompetenz immer wieder aufgegriffen werden sollte. Hierbei könne auch die Reflexions-App von EKGe hilfreich sein, sagte Prof. Wittmann. Diese App können Auszubildende im Pflegebereich nutzen, um ihre Ausbildungsbedingungen in Echtzeit zu reflektieren. Die Reflexion beruflicher Situationen im Unterricht und in der Ausbildungspraxis würde bessere Lernergebnisse erzielen.

„Die Digitalisierung schreitet im Büroalltag immer mehr voran. Dies wird auch für Lehr-Lerneinheiten immer relevanter und dementsprechend genutzt“, begann Prof. Andreas Rausch anschließend seinen Vortrag. Das Projekt PSA-Sim widmet sich dem beruflichen Problemlösen in kaufmännischen Berufen. Prof. Rausch stellte die Bürosimulation LUCA Office näher vor, die im berufsschulischen Unterricht oder als Selbstlernplattform eingesetzt werden kann. Schüler und Schülerinnen bearbeiten in der Bürosimulation Szenarien, wie sie ihnen im echten Büroalltag begegnen könnten. Prof. Rausch erklärte die einzelnen LUCA-Software-Komponenten und wie Lehrende selbst Szenarien erstellen können. Dabei können sie auch automatisierte Hilfestellungen einbauen, die zum Beispiel mit einem Hinweis oder Tipp während der Bearbeitung den Auszubildenden auf die Sprünge helfen. Diese „regelbasierte Künstliche Intelligenz (KI)“ wirke auf Nutzer wie eine echte KI, sagte Rausch.

Zur Präsentation von PSA-Sim: Problembasiertes Lernen mit der LUCA Office Simulation

Aus der Praxis berichtete Studiendirektor Klaus Billmaier über den Gewinn, den LUCA für die Berufsschule darstelle. Zum Thema automatisiertes Feedback für die Lernenden, ergänzte er, dass eine Prozessbegleitung wichtig sei, um eigene Fehler bei der Aufgabenbearbeitung zu erkennen und dadurch zu lernen.Durch eine Kombination automatisierter Rückmeldungen, die KI-gestützt sind, und die Begleitung durch eine Lehrkraft werden Schüler und Schülerinnen ihrem Lernprozess optimal unterstützt.

Moderation: Stefanie Velten (BIBB)
Beteiligte Projekte: PSA-Sim und EKGe

Lebendiges Glossar

Auf der Abschlusstagung haben wir in den Fluren und Räumen einige "Ostereier" versteckt: Kurze Video- und Sprachbeiträge zu Begriffen rund um ASCOT+.

Warum Abschlussprüfungen wichtig sind, was sie mit beruflicher Handlungsfähigkeit und Fairness zu tun haben und wie Fachkräfte, Arbeitsmarkt und Gesellschaft profitieren, erklärt Barbara Schürger (zum Video auf Youtube).

Bild zu Film Abschlussprüfungen
© BIBB

Was ist Feedback, wie wirkt Feedback und wie wird es im pädagogischen Kontext eingesetzt? Stefanie Velten erklärt ebenfalls, wie Feedback in digitalen Lernumgebungen zum Einsatz kommen kann (zum Video auf Youtube).

Bild zu Film: Was ist Feedback?
© BIBB

Stefanie Velten beleuchtet den Begriff Kompetenz: in der Alltagssprache und in der Bildungsforschung (zum Video auf Youtube).

Bild zu Film: Was sind Kompetenzen?
© BIBB

Warum werden Kompetenzen gemessen, wie können sie gemessen werden? Stefanie Velten gibt einen Einblick, wie in der Berufsbildungsforschung Tests hierfür entwickelt werden (zum Video auf Youtube)

Bild zu Film Kompetenzmessung
© BIBB

Natalia Lohmeyer erklärt, was Prüfungsinstrumente sind und welche Prüfungsinstrumente es gibt. Wie und wozu werden sie eingesetzt? (Zum Video auf Youtube)

Bild zu Film: Prüfungsinstrumente
© BIBB

Was ist simulationsbasiertes Lernen? Und wo kann es als pädagogischer Ansatz sinnvoll eingesetzt werden? Stefanie Velten gibt einen Einblick. (Zum Video auf Youtube)

Bild zu Film: Simulationsbasiertes Lernen
© BIBB

Graphic Recording zum Projektstart

Ein Stadion mit sechs Projekten in den Startlöchern war der Anfang von ASCOT+. Natalia Lohmeyer nahm die Teilnehmenden der Tagung mit auf einen kurzen Flug über das Graphic Recording, das auf dem ersten Projekttreffen Strich für Strich entstand.